Italien

Ab den 80er Jahren wurde das an der Küste beim Dorf Castagneto Carducci gelegene Bolgheri zum Inbegriff des Aufbruchs der italienischen Weinwelt. Nun wurden nicht mehr nur Sangiovese und traditionelle Rebsorten gepflanzt, sondern Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot & Petit Verdot bestimmten fortan den Charakter der hiesigen Weine. Die Nähe zum Meer und kühle Winde in der Nacht von den Hügeln im Landesinnern erzeugen ein spezielles Mikroklima, welches ideal ist für den Anbau der bordelaiser Rebsorten.

Das Brunello Gebiet erstreckt sich im Süden der Provinz Siena um das Dorf Montalcino auf rund 1900 Hektaren Weinanbaufläche. Der Wein ist zu 100% aus dem Sangiovese Klon Sangiovese Grosso, welcher seinerzeit von der Familie Biondi-Santi selektioniert wurde. Der Brunello ist neben dem Barolo aus dem Piemont sicherlich der klassischste Rotwein aus Italien mit dem höchsten Renommee. Der kleinere Bruder des Weines heisst «Rosso di Montalcino» und ist vielfach leichter und früher trinkreif als der grosse Brunello.

Das malerische Chianti erstreckt sich auf rund 14’000 ha Rebfläche zwischen Florenz, Pisa und Siena. Geprägt ist die Region durch sanfte Hügel mit Reben, Olivenbäumen und den typischen Zypressenalleen. Chianti wird in 9 Unterzonen aufgeteilt, wobei das Chianti Classico die berühmteste DOCG bildet und am meisten Auflagen hat, so z.B. einen Mindestanteil Sangiovese von 80% und kein Zufügen von weissen Trauben. Die jüngste und kleinste DOCG Unterregion ist Chianti Montespertoli, knapp 30 Kilometer südlich von Florenz um den kleinen Hügel mit gleichnamigem Dorf gelegen. Früher galt Chianti als Synonym für günstigen, italienischen Wein, typischerweise in der bauchigen Korbflasche und dem schwarzen Hahn, dem Gallo Nero, Markenzeichen des Chianti. Heute gibt es eine Vielzahl an Chianti-Stilistiken auf dem Markt, vom unkomplizierten Grillwein, über traditionelle oder moderne Vertreter mit grossem Lagerpotenzial bis zur gesuchten Rarität. Auch wird der bekannte Süsswein Vin Santo aus vorwiegend auf Matten getrockneten weissen Trebbianotrauben im Chianti hergestellt. Seit 2013 gibt es mit Chianti Gran Selezione eine neue Qualitätsstufe, welche jeweils den Top Wein des Weingutes stellt.

Das Friaul, an der Grenze zu Österreich und Slowenien gelegen, ist so vielseitig wie seine Geschichte. Die Römer, Byzantiner, Venezier, Franzosen und Österreicher kämpften lange Zeit um diesen Teil Italiens. Kannte man bei uns lange Zeit nur die Weine mit internationalen Rebsorten wie Cabernet, Cabernet Franc, Merlot, Sauvignon Blanc und Pinot Grigio, werden die alten Rebsorten aus dem Friaul immer populärer. Die Weissweine aus Picolit, Ribolla Giallo, Friulano und die Rotweine Pignolo, Refosco und Schioppetino finden sich immer mehr auf den Weinkarten. Das Gebiet profitiert von seiner geografischen Lage, geschützt durch die Alpen im Norden und den warmen Winden vom Süden.

In Kampanien ist die römische Weinkultur immer noch sehr präsent, so findet man in der Ruinenstadt Pompeji 2000 Jahre alte Wandmalereien, welche die Herstellung und den Genuss von Wein zeigen. Die herausragende rote Rebsorte ist sicher der Aglianico aus der Region Taurasi. Der sehr tanninreiche Wein braucht lange Zeit in der Flasche, um zu reifen. So entsteht ein komplexer, tiefgründiger und vornehmer Wein, vielfach auch als Barolo des Südens gelobt. Ab und zu wird Aglianico auch mit anderen Rebsorten wie Piedirosso verschnitten. Bei Avellino wird der bekannteste Weisswein Kampanien gekeltert, der Fiano di Avellino. Auch andere Rebsorten wie Greco di Tufo und Falanghina haben auf den vulkanischen Böden ein unglaubliches Potential für grosse Weissweine.

Die Lombardei mit seiner Hauptstadt Milano umfasst eine Rebfläche von ca. 26'000 Hektaren. Die Unterregionen unterscheiden sich stark voneinander und so sind auch die Weinstile sehr vielschichtig und divers: Im Oltrepò Pavese werden leichte Pinots, Barberas aber auch duftige Rieslinge, Trebbianos und Sauvignon Blancs produziert. Im Veltlin nahe der Schweizer Grenze wird auf steilen Rebbergen mit Terrassen Nebbiolo für den bekannten Sforzato (mit angetrockneten Trauben) kultiviert. Und da wäre noch das Gebiet zwischen Brescia und Bergamo, wo die weltbekannten Schaumweine namens Franciacorta entstehen. Auf kalkhaltigem Boden werden mit Pinot und Chardonnay elegante Schaumweine nach Vorbild der Champagne gekeltert.

Früher bäuerliches Sumpfgebiet und von Malariamücken geplagt, ist die Maremma heute eine fruchtbare Gegend, geprägt von Reben und Olivenbäumen: Sinnbild für den italienischen Weinboom und die heutige Vielfältigkeit der Traubensorten und Weine. An der Küste herrscht warmes und mildes Meeresklima, in den Hügeln beeinflussen kühle Nächte den Weinbau und auch den Weinstil. So werden an der Küste eher internationale und Bordeaux Sorten gepflanzt, während in den Hügeln traditionelle Weinsorten wie Sangiovese und Vermentino vorherrschen.

In der hügeligen Landschaft des Piemonts am Fusse der Alpen gedeihen die Trauben für die weltbekannten Weine Barolo und Barbaresco. Das Piemont ist – zusammen mit der Toscana – wohl die Region in Italien mit den meisten Top Gewächsen.  Auf den gut 47'000 Hektaren Weinanbaufläche gedeihen Nebbiolo, Barbera, Dolcetto, Arneis, Moscato und andere Rebsorten. Barolo ist sicher die Krönung des Weinbaus im Piemont, trägt er doch auch den Über-Namen «Der Wein der Könige». In 11 Gemeinden, in denen der Wein produziert wird, wachsen die Reben auf Kalk-Mergel und Sandstein Böden. So unterschiedlich die Terroirs und Crus sind, so vielfältig präsentieren sich die Weine. In der Langhe werden zum grössten Teil Rotweine produziert, im höhergelegenen und kühleren Roero werden Weissweine und frischere Rotweine erzeugt.

Ganz unten am Stiefelabsatz in Italien befindet sich Apulien, früher wegen seiner riesigen Mengen an Wein auch der «Weinkeller Europas» genannt. Hier wird auf rund 90’000 Hektaren Wein angebaut. Wegen ihres milden Klimas und dem fruchtbaren Land wurde die Region bereits von Griechen und Römern als «Ort des ewigen Frühlings» geschätzt. Wenn man von Apulien spricht, denkt man unweigerlich an Primitivo, Negroamaro und Malvasia: Kräftige, intensive und runde Weine welche überall guten Anklang finden. Immer wieder findet man auch Syrah, Cabernet oder Merlot in Cuvées mit diesen Sorten, immer häufiger auch als Rosato gekeltert. Die Weissweine sind zwar weniger bekannt, aber nicht minder interessant, Trebbiano, Bombino Bianco und Verdeca ergeben frische Weine, welche vorzüglich zu der apulischen Fischküche passen.

Die Toscana ist neben dem Piemont die bekannteste Weinregion von Italien. In der Toscana, vor allem in den traditionellen Weinen, ist die Sangiovese die tonangebende Traube. Sie gibt dem Chianti, dem Brunello di Montalcino und dem Vino Nobile di Montepulciano ihren unvergleichbaren Charakter. Seit dem Ende der 1960er Jahre werden an der Küste (Maremma und Bolgheri) vermehrt internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Syrah angepflanzt, so entstanden die Weine nach bordelaisischem Vorbild, die man heute als «Supertoskaner» kennt. Die berühmtesten Vertreter der Supertoskaner sind Sassicaia, Tignanello oder Masseto, daneben gibt es aber längst erschwinglichere Trouvaillen wie Saffredi, Fontalloro oder Gabbro. Die Toscana pendelt seit je eher zwischen Tradition im hügeligen Landesinnern und Fortschritt in Küstennähe und bietet heute eine Vielzahl an Traubensorten und Weinstilistiken. Die Rebbaufläche beziffert sich auf rund 64’000 Hektaren.

Das Weinbaugebiet des Veneto reicht von der Adriaküste über die Poebene bis zu den Seen und Ausläufern der Alpen. Auf gut 80'000 Hektaren werden hier Weine angebaut, welchen Weltruf erlangt haben. Amarone della Valpolicella und sein kleiner Bruder Ripasso sind wohl jedem Weintrinker ein Begriff. Neben Barolo, Brunello und den Top Toskanern gehören sie sicher zu den bekanntesten italienischen Weinen. Daneben ist Prosecco, der Spumante aus der weissen Traubensorten Glera und meist im Stahltank vergoren, der Exportschlager aus dem Veneto. Prosecco verzeichnet zurzeit Rekordabsätze: So ist weltweit jede vierte geöffnete Flasche Schaumwein ein Prosecco. Das Veneto beherbergt einen wahren Schatz an Rebsorten, Weinstilen und Weintypen.  Vom besagten schweren Amarone, zum leichten Bardolino, süffigem Weissen Gavi bis zum Prosecco, kann man alles finden was die Weinseele begehrt.