Mario Bottas Weinkeller für Château Péby Faugères

«Bei einem Weinkeller müssen professionelle Aspekte im Vordergrund stehen.» — Silvio Denz
Château Péby Faugères bei Nacht

Die Geschichte von Péby Faugères begann vor 400 Jahren, als André de Faugères 1619 das Gut erwarb. Die Besitzer wechselten einige Male, bis Château Péby Faugères 1987 an Pierre Bernard Guisez verkauft wurde. Leider verstarb Pierre Bernard Guisez sehr jung. Seine Witwe Corinne Guisez beauftragte ihren Önologen Michel Rolland, die besten Parzellen des grossen und historischen Weinguts neu zu definieren. Zufälligerweise waren 7,5 Hektaren mit reinen Merlot-Reben bestockt. Corinne Guisez hat den neuen Weinberg zu Ehren ihres verstorbenen Mannes «Château Péby Faugères» getauft. Die Weinberge umfassen die besten Merlot-Parzellen von Faugères. Die Basis für ihre Besonderheit ist der alte Lehm-Kalk-Boden von Saint-Emilion. 2005 kauft Silvio Denz Château Péby Faugères. Dort verwirklicht er seinen Traum. Die Qualität der Weine von Péby Faugères ist Ausdruck des ständigen Strebens seines Besitzers, Silvio Denz, nach Perfektion. Im Weinberg und im Keller. 7 Jahre nach dem Erwerb erhält Château Péby Faugères die Auszeichnung «Grand Cru Classé Saint-Emilion». 2020 erhält die Domaine das AB-Label für biologischen Anbau. Seit diesem Tag tragen die Weine die Auszeichnung «Haute Valeur Environnementale Niveau 3» (HVE 3).

In diesem Sinne wurden Produktionsprozesse entworfen, die im Einklang mit den Funktionalitäten der Ökosysteme in Bordeaux stehen.

Die Eichenfässer von Château Péby Faugères

Die Weinfässer werden aus Eichenholz der Wälder rund um Limoges gefertigt. Aus diesem Holz entstanden aufgrund seiner einzigartigen Qualität einst mächtige Kriegsschiffe. Das Eichenholz aus Limoges hat süsse Noten. Der Ausbau der Weine in diesem Holz ist ein perfektes Teamplay der Na- tur. Begleitet von grossem Knowhow des Teams von Château Péby Faugères. Seine Weine sind eine «affaire française» zwi- schen den Aromen alter Eichen aus Limoges und den Trauben des Bordeaux. Der Reifeprozess der Trauben verläuft jedes Jahr anders. Das Weinjahr 2022 ist «unique». Exzeptionell aufgrund der Harmonie zwischen Wetter, Traubengut und Lese. Von diesem exzeptionellen Wein, Château Péby Fau- gères Grand Cru Classé Saint-Emilion 2022, sind limitiert 1200 Flaschen erhältlich.

Ein kleines Geheimnis: Nachdem der Wein in Flaschen ruht, reisen die Holzfässer nach Schottland. Später wird in ihnen der Whisky der hauseigenen Manufaktur The Glenturret Distillery reifen.

«Erst seit kurzem sind Weinkeller zu einem Thema für Architekten geworden. Die Beziehung zu einem bewirtschafteten, durch den Weinbau gestalteten Gebiet schafft den Kontext für diese Bauwerke, von denen jedes in unterschiedlicher Form an die Zeichen und Bilder erinnert, die die Arbeit des Menschen mit den Wurzeln von «Mutter Erde» verbinden. Der Wachstums- und Reifeprozess der Trauben verlangt ständige Aufmerksamkeit und Pflege, sorgfältige Auswahl und raffinierte Vorgehensweisen unter engstem Einbezug der klimatischen und meteorologischen Gegebenheiten. Eine gute Weinbereitung erfordert eine harmonische Beziehung zwischen dem menschlichen Verhalten und dem ökologischen Gleichgewicht. Die Architektur von Weinkellern möchte ebendiese Einstellung zum Ausdruck bringen, wobei das Gebäude mit seiner Rationalität und Geometrie zu einem Element des Dialogs und des Vergleichs mit der organischen Konfiguration der Landschaft wird.» — Mario Botta

Der Keller aus der Sicht von Mario Botta

Der neue Weinkeller von Château Péby Faugères ergänzt mit seiner eigenen Identität das Gut mit der historischen Karthause und der 2009 errichteten «Kathedrale» von Faugères. Die drei Gebäude bilden optisch ein Dreieck auf dem sanft hügeligen Gelände. Zwischen der Strasse und den Reben gelegen, bringt der Weinkeller die alte Weinbaustätte des Terroirs erneut zur Geltung. Die neue Architektur respektiert ein wertvolles Kulturerbe von Saint Emilion.

Das neue Gebäude legt sich wie ein Kranz um das historische Winzerhaus aus Stein. Die Erweiterungen Mario Bottas wirken geometrisch modern. Sie heben sich aufgrund ihrer modernen Architektur klar von den Mauerfronten des alten Winzerhauses ab. Zwei Elemente charakterisieren den Bau. Die Aussenmauern, die als Ganzes wie ein grosser Steinsockel wirken. Über ihnen das Dach, das sich wie ein doppeltes Segel flügel- artig und schützend über die Räume im Obergeschoss legt.

«Kooperation und Akzeptanz zwischen Architekt und Auftraggeber optimieren den Arbeitsprozess.» — Silvio Denz

Das Mauerwerk wirkt minimalistisch und streng. Eine Architektursprache die sich an der ländlich landwirtschaftlichen Bauweise des Bordeaux orientiert. Trotzdem bildet sie einen spannenden Kontrast zur alten Fassade des Hauses, die nur auf der Strassenseite im Südosten des Gebäudes sicht- bar ist. Die von hohen Schlitzen durchbrochene Mauer ist aus dem Naturstein der Gegend gebaut. Glasfronten im Obergeschoss geben dem gross- zügigen Degustationsraum eine zusätzliche Dimension und ermöglichen den Besuchern einen freien Blick auf die umliegenden Weinberge mit der «Kathedrale» von Faugères. Im Erdgeschoss sind unterschiedliche Räume um den zentral gelegenen Barriquesweinkeller gruppiert. Dem Geländeverlauf angepasst, mit direktem Zugang von der Strasse liegt der doppelstöckige Gärkeller. Er ist mit hochwertigen Beton- und Edelstahltanks ausgestattet.

«Freundschaftliches Miteinander ist die Basis zur Findung der optimalen Harmonie zwischen architektonischer und funktionaler Ebene.» — Silvio Denz

Hochpräzision in der Weinbereitung

Das gesamte Traubengut wird an zwei bis drei Vormittagen gelesen. Bei dieser Arbeit sind Präzision und Reaktionsfähigkeit der Arbeiter gefordert.

Die Trauben werden mithilfe des SOCMA Würfels (ein System, das Sortieren und Entrappen kombiniert) sortiert und anschliessend in Barriques für die integrale Vinifizierung um- gefüllt und je nach Traubengut auch in Edelstahlbehälter gegeben. In den Tanks wird das Prinzip der parzelleninternen Weinbereitung zu vollzogen.

In dem neuen Weinkeller wurde ein Raum, der ganz der integralen Weinbereitung gewidmet ist, geschaffen. Hier geschieht die direkte Vinifizierung in 60 Barriquesfässern. Der Raum ist voll klimatisiert, sodass bei dem gesamten Weinbereitungszyklus eine perfekte Temperaturkontrolle gewährleistet ist.

Beton und Edelstahl wurden nicht nur gewählt, um dem Wein mehr Frische zu verleihen, sondern auch, weil sie eine bessere Umweltverträglichkeit haben und einen geringeren Wasser- verbrauch ermöglichen. Mit 10 kleinen Edelstahltanks und 6 Betontanks wird eine sehr präzise, parzellenorientierte Weinbereitung ermöglicht. In dem neuen Gärkeller werden dank modernster Technologie Experimente im Bereich der Vinifizierung möglich.

Das gesamte Traubengut wird an zwei bis drei Vormittagen gelesen. Bei dieser Arbeit sind Präzision und Reaktionsfähigkeit der Arbeiter gefordert.

Bei den verschiedenen Phasen der Weinbereitung wird mit grösster Behutsamkeit vorgegangen. Für das Extrahieren der Bestandteile durch den Most und somit für einen sanften Um- gang mit Farbstoffen, Aromen und Tanninen wird die Technik der Remontage angewendet. Am Ende des 30 Tage dauern- den Prozesses, der die alkoholische Gärung und Mazeration kombiniert, wird der Wein abgezogen, damit er seine malolaktische Gärung in Barriques beginnen kann.

Nach zwei Monaten Lagerung im Keller für integrale Vinifizierung wird der Wein in neue französische Eichenfässer umgefüllt und 16 Monate im Barriquekeller gereift. Hier wird Temperatur und Luftfeuchtigkeit streng kontrolliert.

Die Handschrift von Lalique vom Keller bis zur Flasche

Seit 2009 ziert das Lalique-Signet «Merle et Rai- sin», die Amsel und die Trauben, die Flaschen mit Château Péby Faugères. René Lalique schuf das Motiv 1928. Es war ursprünglich als Dekor für den Orient-Express bestimmt. «Merle et Raisin» ziert die 75-cl-Flasche und die 150-cl-Magnum- flasche. Das Emblem verbindet die zwei Leiden- schaften, zu denen sich Silvio Denz voll und ganz bekennt. Die Kunst und den Wein.

Die Krypta

Der Weinkeller ist wie eine Krypta konzipiert und hütet die Schlossreserven von Péby Faugères seit dem ersten Jahrgang 1998 bis heute. Er doku- mentiert auch das Lebenswerk von Michel Rol- land, dem Vater von Château Péby Faugères. Als Pierre-Bernard (Péby Guisez) im Jahr 1997 jung verstarb, hat seine Witwe Corinne Guisez ihren Önologen Michel Rolland beauftragt, die besten.

Parzellen des grossen und historischen Weinguts neu zu definieren. Zufälligerweise waren 7,5 Hek- taren mit reinen Merlot-Reben bestockt. Corinne Guisez hat den neuen Weinberg zu Ehren ihres verstorbenen Mannes «Château Péby Faugères» getauft – mit dem Ziel, seine Weine als «Grand Cru Classé» in den Olymp von Saint-Emilion auf- steigen zu lassen. Robert Parker wurde bereits im «Maiden»-Jahrgang 1998 auf den Wein auf- merksam und nahm ihn im Jahr 2000 in die Liste der allerbesten Bordeaux-Gewächse auf. Bemer- kenswert die Augenhöhe mit Châteaux Mouton- Rothschild, Lafite-Rothschild, Latour, Margaut, Haut Brion. Château Péby Faugères wurde zur

«Legende der Zukunft». 2005 gab Robert Parker dem Jahrgang die Bestnote 100/100 Punkten.

«Die Kunst ist zu erkennen, was es braucht. Das Ziel ist es, kein Monument zu erschaffen, sondern ein Projekt zu realisieren, das seinen Zweck erfüllt.» — Silvio Denz

Text: MARION MICHELS & MARIE AMÉLIE SARTHOU, CHÂTEAU PÉBY FAUGÈRES

Kontakt

Château Péby Faugères
Lieu-dit bardoulet
33330 Saint-Étienne-de-Lisse
Frankreich

vignobles-silvio-denz.com

Zum Originalbericht

Erschienen im Magazin LA TAVOLA 05/2023

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