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Wie in ganz Europa kann man das Jahr 2022 auch in Spanien mit zwei Wörtern zusammenfassen: Heiss und trocken! Zum Glück fiel Ende 2021 in den meisten Gegenden genügend Regen damit sich die Böden mit dem kostbaren Nass vollsaugen konnten, um die kommenden Monate zu überdauern. Der Frühling 2022 war bereits trocken, dank moderaten Temperaturen aber noch nicht besorgniserregend. Dies änderte sich im Mai dramatisch: Als würde ein Backofen voll aufgedreht, rollte eine Hitzewelle über das Land, die den ganzen Sommer andauern sollte.
Die Widerstandsfähigkeit der Reben brachte teils ungläubiges Staunen hervor. Die Ernte 2022 war von hervorragender Qualität und auch die Menge war in weiten Teilen des Landes sogar höher als der langjährige Durchschnitt.
Die enormen klimatischen Kapriolen stellen unsere Produzenten jedes Jahr wieder vor neue Herausforderungen. Nur durch die langjährige Erfahrung und die grossartige Qualität der Rebberge kommen doch immer wieder Weine von überdurchschnittlicher Güte in die Flasche. Wir sind wirklich stolz, diese Bodegas in der Schweiz vertreten zu dürfen.
Auch die Mittelmeerküste wurde von Hitze und Trockenheit dominiert. In Katalonien waren die Winter- und Frühjahrs-temperaturen wärmer als üblich und die Niederschläge spärlich. Und obwohl die Vegetationsperiode gut begann, gab es bald erste Anzeichen dafür, dass die Erträge der Reben geringer ausfallen würden als im Vorjahr. Dies bestätigte sich, als im Laufe des Sommers sehr heisse Perioden und Trockenheit folgten. Das sonst eher feuchte Klima und die daraus resultierenden Krankheiten blieben im 2022 glücklicherweise völlig aus.
Wie auch in anderen Gegenden zeichnet sich der Jahrgang 2022 durch Kraft, Struktur und Eleganz aus. Ungläubige, aber freudige Gesichter seitens der Weinmacher als die frühe Lese begann: die roten Trauben wiesen einen ausgezeich-neten Reifegrad auf. Trotz des heissen Sommers zeigte sich der Most mit gutem Säuregehalt und überraschender Frische, allen voran die Cabernet Franc Traube.
Der Frühling startete kühl aber zum Glück ohne Frost und die Reben schienen sich erfreulich zu entwickeln. Ein früher Gedanke war, wie viele Trauben die Pflanzen tragen könnten, wenn es einen warmen und trockenen Sommer gab. Die Pflanzen sollten nicht überfordert werden, aber doch gute Erträge liefern, damit der Saft nicht allzu konzentriert sein würde. Durch die darauffolgende Hitze ergaben sich jedoch schnell andere Probleme und die hohen Ernteerwartungen lösten sich in Luft auf.
Die Ernte begann bereits am 7. September, zu diesem Zeitpunkt hatten erst etwa 10-15% aller Bodegas mit der Ernte begonnen. Sicher war die frühe Ernte der richtige Entscheid: Herrlich reife Beeren mit ungefähr 13.8 bis 14.3 Vol. % wurden bei besten Wetterkonditionen geerntet.
Die jungen Weine sind wunderbar präzis, vollmundig von klarer Farbe und mit haufenweiser Frische. Wir durften uns davon während des letzten Besuchs selbst überzeugen. Überhaupt nicht, was man nach so einem heissen und trockenen Jahr erwarten würde. Peter ist zurecht sehr stolz auf das, was er in diesem Jahr produziert hat. Es zeigt einmal mehr, was eine gute Bodenbearbeitung mit grosser Diversität an Bodeninsekten und Begrünung sowie die Arbeit nach biodynamischen Grundsätzen ausmacht, um schwierige Wetterbedingungen auszugleichen. Auch wenn die Ernteerträge kleiner als sonst waren, ist Peter äusserst zufrieden mit den Weinen.
Das Jahr 2022 wird in Erinnerung bleiben für exzessive Hitze, Erschöpfung und höchste agronomische Herausforderungen. In der Rioja Oriental wurde der heisseste Mai seit Aufzeichnungsbeginn verzeichnet: Durchschnittstemperaturen von bis zu 30 Grad sind in dieser Jahreszeit mehr als nur ungewöhnlich.
Die alten Garnacha Stöcke zeigten aber ihre Stärke, ihre Persönlichkeit und ihren Durchhaltewillen. Der kompromisslose Sommer war für Mensch, Tier und Pflanzen gleichermassen eine Herausforderung. Die Reben verlangten nach viel Unterstützung, die sie durch kontinuierliche Bodenbearbeitung und Bewahrung der Blätter erhielten. Dafür war das Traubengut durch die Hitze völlig gesund und frei von Krankheiten.
Die grösste Aufgabe 2022 war, die Balance der Beeren zu bewahren. Ein paar Tage früher als normal begann die Ernte, die von einer rigorosen Selektion gekennzeichnet war: In Quiñon de Valmira wurden alle hellen Trauben aussortiert, die ein Zeichen dafür waren, dass die Reben wegen dem Hitzestress nicht mehr weiter produzierten. Die gelesenen Trauben waren von höchster Qualität, mittlerer Grösse und ergaben einen Saft von grosser Tiefe, erstaunlicher Frische und harmonischer Säure. Den alten Garnacha Rebstöcken sei Dank.
Mit Spitzenwerten von 41,5 Grad wurden die höchsten Temperaturen seit 1951 gemessen. Durch den Einfluss des Atlantiks war die Situation im Bierzo aber eine andere als im Priorat oder Rioja. Die Rebstöcke verlangten eine Bearbeitung, wie selten zuvor. Die Triebe wurden schon früh gekürzt, um eine allzu grosse Traubenproduktion und damit eine Verschwendung von Ressourcen zu vermeiden. Die pessimistischen Ernteaussichten widersprachen, was in den Rebbergen zu sehen war: gesundes Traubengut mit kleinen Beeren und ausreichender Quantität.
Die alten Rebstöcke zeigten dieses Jahr ihre ganze Weisheit und Stabilität. Eine Erklärung, warum die Trauben dermassen gut ausbalanciert sind und einen so grossartigen, körperreichen Saft mit Komplexität und tiefer Farbe ergaben, gibt es nicht. Für das Zusammenspiel von weichen Tanninen mit dezenter Säure von der Mencía Traube, hat sich die viele Arbeit im Rebberg gelohnt. Manchmal muss man die Natur einfach machen lassen.
Drei Hitzewellen prägen den Sommer/Herbst im Priorat. Schon im Mai stieg das Thermometer über sommerliche 35 Grad, in den Sommermonaten sogar über 40 Grad. Auch die sonst üblichen kühleren Nächte blieben aus. Das intensive Licht beschleunigte das Wachstum der Blüten und sorgte für eine umfassende Befruchtung, woraus viele Trauben resultierten. Gleichzeitig verlangsamten die Reben das Wachstum und die Produktion von Blättern. Die Trockenheit hatte den schönen Nebeneffekt, dass Krankheiten wie falscher Mehltau keine Chance hatten. Die Rebberge wurden nur minimal bewirtschaftet, Blätter wurden keine entfernt, um die Trauben so vor der prallen Sonne zu schützen. Trotzdem verlangsamten die Reben den Reifeprozess, um in der extremen Hitze zu überleben. Die Trauben bildeten eine dicke Haut, um das Verdunsten des Saftes zu vermeiden.
Obwohl der Zuckergehalt tiefer als normal war, wurde mit der Ernte begonnen, um eine Überreife zu vermeiden.
Paradoxerweise ergaben sich trotz der Hitze Säfte mit grosser Frische und betörender Säure. Somit wurde eine Ernte eingebracht, die nicht nur absolut gesund war, sondern auch 20% einer durchschnittlichen Ernte überstieg. Die Weine zeichnen sich durch eine seidene Harmonie aus, intensive Noten nach Erde, Reben und Sonne widerspiegeln die Wachstumszyklen.
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